„Die Jungs hatten den Wunsch nach Sport mit Gewichten.“ Dass die Erfüllung so einfach sein würde, hatte Wenke Sickora nicht gedacht. Ein Anruf beim Turnverein Lengerich (TVL) und schon konnte es losgehen, berichtet die Lehrerin der Schule in der Widum.
An diesem Morgen sind es vier der insgesamt acht jungen Männer, die sich für das Wahlangebot Sport entschieden haben und im Sport- und Gesundheitszentrum (SuG) des TVL mit dem Aufwärmen beginnen.
Malte Huneke hat elf Hula-Hoop-Reifen auf den Boden gelegt. Erst ein Bodenkontakt je Reifen, dann zwei, dann drei, gibt er den Sportlern die Übungsform vor. Die „tackern" im Sauseschritt durch die Ringe. Weitere Übungen mit wechselnden Schrittfolgen schließen sich an. Der TVL-Übungsleiter zeigt kurz, wie´s geht. Die Schüler sind mit Feuereifer bei der Sache.
Dann teilt sich die Gruppe auf. Zwei Sportler nehmen auf einem Gerät mit verstellbarem Sitz Platz. „Sitz einstellen, Gewicht einstellen“, mahnt Malte Huneke, dass vor dem Sport erst die korrekte Einstellung vorgenommen werden muss. Dann geht´s los. 35 Kilogramm müssen mit gestemmt, die angewinkelten Beine gestreckt werden. 15 Wiederholungen. Die ersten Schweißtropfen stehen auf der Stirn. Wechsel, Gerät neu einstellen, weiter geht´s. Und noch einmal von vorne. Anstrengend ist es, aber die Schüler strahlen übers ganze Gesicht. So haben sie sich das wohl vorgestellt mit dem „Sport mit Gewichten“.
In einem weiteren Raum des SuG stählen die beiden anderen jungen Männer ihre Arm- und Rückenmuskulatur. Aufmerksam beobachtet von Wenke Sickora und Frank Neumann, Sportkoordinator des TVL. „Das ist Unterricht außerhalb der Schule“, erzählt die Lehrerin. Auf Dauer soll erreicht werden, dass die Schüler – in diesem Fall aus der Berufsschulklasse – allein zu solchen Veranstaltungen gehen. „Sie sollen das Gefühl haben, ich gehöre einfach dazu“, beschreibt sie die Zielsetzung.
Für Frank Neumann ist das Thema Integration nichts Neues. Das sei schon seit Jahren gelebter Alltag im TVL. „Wir haben sogar Sportler hier, bei denen wir erst im Nachhinein durch Zufall erfahren haben, dass sie gehandicapt sind“, erzählt er. Deshalb sei es keine Frage gewesen, mit der Schule in der Widum zu kooperieren, als die Anfrage kam. Schließlich arbeite der Verein ja auch mit anderen Schulen und Kindertagesstätten zusammen.
Was jetzt begonnen hat, wollen die beiden Partner zu einer Dauerbeziehung ausbauen. Das versichern der Sportkoordinator und die Lehrerin unisono. Auf Nachfrage sagt Wenke Sickora dann auch noch, welche anderen Wahlmöglichkeiten die jungen Männer jenseits des Sport hatten: „Musik und Theater.“
Von Michael Baar für die Westfälischen Nachrichten